28. Juli, 2005

sucht – Sucht

Category: [sprachlese] — Admin @ 5:23 pm

Sucht…

Beende diesen Satz. Bing! Falsch. Nicht beachtet, dass sucht sowohl Verb wie auch Nomen sein kann?!

Sucht ist eine fürchterliche Sache.

Sucht und ihr werdet finden.

Mühsam ist es vor allem beim Lesen. Ist doch das eine mit einem langen U gesprochen, das andere jedoch nicht. Und die deutsche Sprache lässt uns nun völlig in der Luft hängen, wenn es darum geht herauszufinden, was es ist. Klar wenn das Wort mitten im Satz steht, dann sehen wir an Hand der Gross/Kleinschreibweise, ob es ein Nomen ist oder nicht. Aber am Satzanfang?

Gleich verhält es sich übrigens auch mit:

Flucht / flucht

Bucht / bucht

Was auffällt ist, dass all diese Beispiele UCH inne haben. Sehr wahrscheinlich hält der DUDEN sogar eine plausible Erklärung dafür bereit, dass gerade diese Wörter betroffen sind. Ich habs versucht zu finden, bin aber bei diversen anderen Regeln hängen geblieben.

R6 Das Adjektiv oder Partizip wird schwach gebeugt, wenn der bestimmte Artikel, ein Pronom oder ein Zahlwort mit starker Endung vorangeht.

???Hä??? Beugen??? Germanistikstudenten wissen natürlich, dass mit Beugung die Deklination gemeint ist. Darum machen die auch keine Rumpfbeugen, sondern Rumpfdeklinationen.

R33 Häufig gebrauchte Fremdwörter (…) können sich nach und nach der deutschen Schreibweise angleichen.

Als Beispiele nennt der Duden: Delphin –> Delfin, Exposé –> Exposee, Graphit –> Grafit … Geht’s noch? Da zieht es mir ja alle Innereien zusammen. Und was heisst bitteschön ’nach und nach‘? Wird aus Exposé zuerst ein paar Jahre Expose und dann Exposee?

R38 Verbindungen mit einem Verb, bei denen die Reihenfolge der Bestandteile je nach der Stellung im Satz wechselt (trennbare bzw. unfeste Zusammensetzung), werden nur im Infinitiv, in den beiden Partizipien sowie bei der Endstellung im Nebensatz zusammengeschrieben.

…. müsste zusammengeschrieben nach neuer Rechtschreibung nicht zusammen geschrieben heissen? Das macht mich immer konfuser…

R41 Man schreibt ein verblasstes Substantiv mit einer Präposition zusammen, wenn die Fügung zu einer neuen Präposition oder einem Adverb geworden ist.

Oder aber man schickt das Substantiv einfach wieder etwas in die Sonne, dann gewinnt es an Farbe und sieht nicht mehr ganz so blass aus.

Ganz witzig wirds dann bei den amtlichen Regeln:

1.4 Umlautschreibung bei [ε]

§13 Für kurzes [ε] schreibt man ä statt e, wenn es eine Grundform mit a gibt.

So weit so gut.

§14 In wenigen Wörtern schreibt man ausnahmsweise ä.

Aha, ok.

§15 In wenigen Wörtern schreibt man ausnahmsweise e.

Hmmm.

 

Hilft das wirklich jemandem? Ich meine, gibt es Leute, welche sich hinsetzen, den Duden zur Hand nehmen und so Deutsch lernen? Wohl kaum oder? Aber gut, dass es irgendwo aufgeschrieben ist. Wenn ich nämlich nicht weiss, wie man Eltern schreibt (ups, schon hab ichs richtig gemacht), dann kann ich nachschauen. Man schreibt es mit e und nicht mit a (kommt von alt), weil es unter §15 verbucht wird.

Ich hab den Deutschunterricht in der Schule sehr genossen. Vor allem das Lesen und die Aufsätze hatten es mir besonders angetan. Ich war auch wirklich gut. Zumindest was den Inhalt meiner Aufsätze anbelangte, wurde ich von meinem Lehrer immer gelobt. Über meine mangelnden Kenntnisse bezüglich der Kommasetzung hat er freundlich hinweg gesehen. Es gab auch wirklich nur eine Prüfung, welche ich voll in den Sand gesetzt habe. In der gings darum Wortarten zu bestimmen. Das kann ich übrigens heute noch nicht. Ich bin meinem Deutschlehrer heute noch dankbar, dass er Wert auf korrektes Deutsch legte, wir aber nie erklären mussten, wieso es so korrekt ist und nicht anders…

 

6 Comments »

  1. ..und ich dachte da kommt ne abhandlung zur nikotin-entwöhnung.. hm, hätte gern etwas von deiner recherchier-wut wenn im büro wenig zu tun ist.. (oder nix zu tun ist was man tun möcht). aber mir fällt bestimmt noch ein beispiel ein dass nicht mit ucht ändet.

    Comment von neez — 29. Juli, 2005 @ 8:21 pm

  2. Ne, meine Nikotinentwöhnung ist durch, ich bin bis an mein Lebensende Nichtraucher (danke Allan Carr ;-))

    Ich hab nicht gross recherchiert, sondern bin da quasi einfach drüber gestolpert…

    Comment von PAX — 29. Juli, 2005 @ 8:34 pm

  3. ebenfalls ohne recherchieren, dafür in einer hochschwangeren-mitten-in-der-nacht-wach-liege-phase (weil der rücken schmerzt, das kind strampelt, die gedanken kreisen, die aufregung wächst etc. – aber darum geht es ja hier nicht…) ist mir noch ein beispiel ohne -ucht in den sinn gekommen: busse… – wer zu schnell fährt muss eine busse bezahlen – die busse sind im abendverkehr meist überfüllt – wer sündigt muss busse tun so das wärs. vielleicht fallen mir ja noch weitere ein. wobei ich in aller bälde in der nacht mit stillen, wickeln, baby rumtragen etc. beschäftigt sein werde und kreative höhenflüge wohl eher ausbleiben werden. aber eben: darum gehts hier ja eigentlich gar nicht 😉

    Comment von Nasha — 7. August, 2005 @ 8:29 pm

  4. Das ist schon enorm, womit man heute alles Geld verdienen kann.

    Waren das irgendwelche bekifften Studenten, die nach einer durchzechten Nacht in der Frühstückssonne bei Kaffee und frischen Brötchen in lustiger Runde DIESE Regeln aufgestellt haben?

    Anders kann ich es mir nicht erklären. Aber Humor haben die Jungs – das muss man sagen. :mrgreen:

    Comment von Markus — 1. August, 2006 @ 7:01 pm

  5. mhhh… Ich habe Deutsch noch mit der alten Rechtschreibung gelernt (sehr empirisch) und weiss von der neuen extrem wenig. Aber zählt „Busse“ wirklich? Ich meine, vielleicht schreibt man es inzwischen mit ss, aber es kommt auf jeden Fall von „Buße“, „Büßen“…
    Ist es sogar so dass ß automatisch die Vokale davor verlängert und somit de Verwechslung vermeidet?? 🙂
    Na ja. Soviel zur Debatte, von eine Französischmuttersprachlerin (wie man das auch immer schreiben mag ;)).

    PS oder NB: Was ich von der neuen Rechtschreibung weiss lässt mich sehr skeptisch und ist extrem unübersichtlich!

    Comment von Tatiana — 10. August, 2007 @ 12:50 am

  6. Wenn es nicht auf die Kombination Verb-Nomen begrenzt ist fallen mir jetzt
    Ehe (Hochzeit) und ehe (bevor)
    eben (als adj: glatt, als adv: gerade genau, soeben)
    und ähnliche ein.
    Falls es doch um Verb-Nomen geht, … Es fallen mir zwar welche ein, doch ob ich mich mit mein Deutsch und meine zweifelhafte Rechtschreibung traue…?
    Doch, eins auf jeden Fall:
    Waren (Plural von Ware) und waren (3te pers pl vergangenheit von „sein“)
    Allerdings sind sie alle ohne Unterschied in der Ausprache beim Lesen :)…
    😀

    Comment von Tatiana — 10. August, 2007 @ 1:17 am

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