17. August, 2005

idiot[ikon]

Category: [sprachlese] — Admin @ 9:06 pm

Gewusst, was ein Idiotikon ist? Die Seite ‚wissen.de‘ meint dazu:

I|di|o|ti|kon
[n. –s–ka oder –ken] Mundartwörterbuch [<griech. idiotikos ”einen einzelnen betreffend“, zu idios ”eigen, für sich“]

 

Ok, schon wieder etwas gelernt. Wieso aber ist das ein Thema? Viele wissen es nicht, aber es gibt in der Scheiz ein Idiotikon. Und es heisst auch noch gleich so. Den wenigsten Menschen in der Schweiz ist bewusst, dass unsere Sprache Regeln gehorcht und auch eine Geschichte hat. Niemand stellt sich hier ernsthaft die Frage, wieso heisst dieses Wort eigentlich so. Sehr wahrscheinlich hat das auch damit zu tun, dass wir diese Sprache im offiziellen Kontext niemals schriftlich benutzen dürfen. Obwohl sich gerade bei jungen Menschen die Mundart auch im schriftlichen Verkehr wieder vermehrt durchsetzt (wahrscheinlich weil sie sich an keine Regeln halten müssen), beschäftigen sich die wenigsten Menschen mit dem Ursprung unserer Sprache. Zu gross sind die Komplexe und Befürchtungen, von Deutschen ausgelacht zu werden ob dieser kümmerlichen und schwierig auszusprechenden Sprache.

Doch wir brauchen uns mit unserer Sprache nicht zu verstecken. Der Duden hat ca. 120’000 Einträge. Das Idiotikon bis dato 130’000. Auf 15’000 Seiten sind alltägliche und leider auch bereits verloren gegangene Dialektwörter säuberlich hergeleitet. Die Arbeit am Idiotikon dauert nun schon seit 140 Jahren und wird voraussichtlich in 20 Jahren vorläufig beendet sein. Dann beginnt jedoch das Editieren, denn unsere Sprache entwickelt sich stetig weiter. ‚Tschigg‘ (Chicken) und ‚Tschiins‘ (Jeans) haben den Weg in unsere Sprache gefunden. Leider ist das Idiotikon noch nicht auf CD erschienen. Für das Büchergestell sind 15’000 Seiten dann doch ein paar Meter zuviel…

hier nun ein paar Bsp. und wie sie korrekt geschrieben werden:

de bangkch = Sitzbank
de bäze = Besen
bröntsche = brunchen
d’chrëëze = Rückentragkorb
deglyche tue = so tun als ob
de eerscht = erster
fiuw = viel (Berner Dialekt)
gchugle = die Kugel (ja der Artikel ist schon drin)

 
off the record: hepfrässe = halt die Fresse

weitere Beispiele auf Idiot

Wänner wänd wüsse, wohär öie Dialäkt chunnt, dänn probiered doch emal s‘Chochichäschtli-Orakel us! Ist übrigens sicherlich auch für nicht-dialekt-sprechende Menschen lustig! 

 

Und der Form halber noch die Definition eines Idioten, weils grad so schön zum Thema passt:

 

I|di|ot [m. 10] 1 [Med.; veraltet] geistig erheblich beeinträchtigter Mensch 2 [ugs., abwertend] Dummkopf, Trottel [<griech idiotes urspr. ”gewöhnlicher Mensch, Nichtkenner, Nichtfachmann“, später auch ”Nichtswisser“, zu idios ”eigen, dem Einzelnen gehörig, privat“; der Mann im öffentlichen, staatlichen Dienst galt als klüger und gebildeter als der Privatmann] 

 

2 Comments »

  1. das kenne ich doch irgendwoher! 🙂

    Comment von christian — 17. August, 2005 @ 10:43 pm

  2. 🙂 du siehst, ich verwurste alles noch zu einem blogeintrag 😉

    Comment von PAX — 17. August, 2005 @ 10:57 pm

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