20. September, 2006

the grateful dead – american beauty

Category: --> anhören!,--> kaufen!,[kultur],[musik] — Admin @ 1:10 pm
Gestern Morgen legte ich diese Platte wieder einmal auf und dabei merkte ich, wie sehr ich sie mag. Die Kurze übrigens auch, denn kaum ertönten die ersten Takte von ‚Box of Rain‘ begann sie zu tanzen.

Diese Platte hat mich, als ich sie in Amerika in einem Second Hand Store gekauft habe primär wegen des Covers fasziniert.
dead.jpg Es zeigt eine American Beauty, eine spezielle Rosenart. Die Schrift ist psychedelisch gehalten, wie man sich das von Platten der 70er gewohnt ist. Für mich spiegelt dieses Cover aber auch so etwas wie Tradition. Das passt zur Musik die, aussergewöhnlicherweise für Grateful Dead, auf jegliche ’spacigen‘ Gitarrensoli verzichtet. Stadtdessen heisst die Devise Back to the roots.

Diese Platte wieder aus dem Regal genommen habe ich nämlich, weil ich zuvor The Doobie Brothers gehört habe und mir danach plötzlich so nach gemässigtem Country war. Also hab ich American Beauty hervorgenommen. Grateful Dead wird ja normalerweise nicht mit Country assoziiert, auf diesem Album trifft das allerdings neben Rock, Folk und Bluegrass ziemlich genau zu. Aber eben nicht ein ‚y-ha‘-Country, sondern die gemässigte Sorte, die man auch als nicht-Cowboy hören kann.

Die Platte beginnt mit dem schon angesprochenen ‚Box of Rain‘ das mir persönlich ausserdordentlich gut gefällt. Es folgt das oft auch von Dylan gecoverte ‚Friend of the Devil‘ und dann ein Klassiker von Dead, ‚Sugar Magnolia‘. Laut Wikipedia übrigens das zweitmeist live gespielte Lied der Deads. Weiter erwähnenswert ist Truckin‘, das auch ein Hit wurde.

Eine Platte für Geniesser. Und eine Platte, die man schon wegen des Covers in Vinyl haben sollte.

 

 

 

Box of Rain

Grateful Dead – Words by Robert Hunter; music by Phil Lesh

Look out of any window

any morning, any evening, any day

Maybe the sun is shining

birds are winging or

rain is falling from a heavy sky –

What do you want me to do,

to do for you to see you through?

this is all a dream we dreamed

one afternoon long ago

Walk out of any doorway

feel your way, feel your way

like the day before

Maybe you’ll find direction

around some corner

where it’s been waiting to meet you –

What do you want me to do,

to watch for you while you’re sleeping?

Well please don’t be surprised

when you find me dreaming too

Look into any eyes

you find by you, you can see

clear through to another day

I know it’s been seen before

through other eyes on other days

while going home —

What do you want me to do,

to do for you to see you through?

It’s all a dream we dreamed

one afternoon long ago

Walk into splintered sunlight

Inch your way through dead dreams

to another land

Maybe you’re tired and broken

Your tongue is twisted

with words half spoken

and thoughts unclear

What do you want me to do

to do for you to see you through

A box of rain will ease the pain

and love will see you through

Just a box of rain –

wind and water –

Believe it if you need it,

if you don’t just pass it on

Sun and shower –

Wind and rain –

in and out the window

like a moth before a flame

It’s just a box of rain

I don’t know who put it there

Believe it if you need it

or leave it if you dare

But it’s just a box of rain

or a ribbon for your hair

Such a long long time to be gone

and a short time to be there

 

24. Juni, 2006

cannonball adderley – mercy, mercy, mercy

Category: --> anhören!,--> kaufen!,[musik] — Admin @ 10:14 am

Geht mir nicht mehr aus dem Ohr, seit ich ihn gestern auf last.fm zum ersten Mal gehört habe. Und zwar weil er alles hat, was einen guten Jazz-Tune in meinen Augen ausmacht. Insbesondere ein knackiges E-Piano und schöne Bläsersätze. Zudem ist er live aufgenommen.

Cannonball (das sind noch Namen! Da lohnt sich der Kauf der CD schon nur deswegen) führt den Tune folgendermassen ein:

You know, sometimes we’re not prepared for adversity. When it happens sometimes we’re caught short. We don’t know exactly how to handle it when it comes up. Sometimes we don’t know what to do when adversity takes over. And I have advice for all of us. I got it from my pianist Joe Zawinul who wrote this tune. And it sounds like what you’re supposed to say when you have that kind of problem. It’s called ‚mercy, mercy, mercy‘.

Und genau so kommt der Tune auch daher. Live eingespielt auf der CD ‚Mercy, Mercy, Mercy, live at the Club‚. Nettes Detail am Rande: Wurde zwar live aufgenommen, aber nicht in diesem Club (der wurde so nur promoted) sondern vor ausgesuchtem Publikum das in super Stimmung war (auf Grund von gratis Alkohol). Das alles tut dem Tune keinen Abbruch. Ein wirklich hervorragendes Stück. Mittlerweile habe ich es bereits ca. 30 Mal gehört und es gefällt mir immer besser.

*reinhörenwill!

 

So, after this you might be prepared for adversity.. 

6. Juni, 2006

bob dylan – with god on our side

Category: --> anhören!,--> kaufen!,[musik],[politik] — Admin @ 8:36 am
Lange ist es her, seit hier das letzte Mal über ein Lied geschrieben wurde. Heute möchte ich das ändern. Denn seit ich die Doku ‚No direction home‚ gesehen habe, beschäftige ich mich wieder eingehender mit Dylan. Vor allem auch mit seinen Texten.
Es hat mich immer beeindruckt, wie ein Mensch in einer Ära der 2.5 Minutensongs Lieder veröffentlicht, die sich über Minuten hinziehen. Für die einen eine Qual, denn musikalisch gesehen passiert in diesen Minuten nicht viel aufregendes. Für die anderen aber ein Genuss, denn die Texte sind sehr poetisch und könnten an sich schon eine Kunstform darstellen.
Stellvertretend für diese Texte habe ich einen ausgesucht. Die Wahl fiel mir schwer, denn auch ‚Desolation Row‚ war in der engeren Auswahl. Gewählt habe ich ‚With god on our side‚. Nicht weil ich speziell religiös war, sondern weil mich dieser Text beeindruckt hat. Dylan schafft es in diesem Song die wichtigsten Kriege Amerikas Revue passieren zu lassen. Immer mit der Gewissheit, Gott auf der eigenen Seite zu haben. Diese Rhetorik hört man ja auch heute noch ständig. Mit Gott auf unserer Seite zeigen wir es den Schurkenstaaten.
Dylan allerdings geht am Ende einen grossen Schritt weiter als der amerikanische Präsident. Während nämlich in allen Strophen vorausgesetzt wird, dass Gott auf der eigenen Seite steht, kann Dylan am Ende nur noch hoffen, dass er das tut: "If God is on our side, he’ll stop the next war". 
 

With God on our side (Bob Dylan)

 

Oh my name it is nothin‘
My age it means less
The country I come from
Is called the Midwest
I’s taught and brought up there
The laws to abide
And that land that I live in
Has God on its side.

Oh the history books tell it
They tell it so well
The cavalries charged
The Indians fell
The cavalries charged
The Indians died
Oh the country was young
With God on its side.

Oh the Spanish-American
War had its day
And the Civil War too
Was soon laid away
And the names of the heroes
I’s made to memorize
With guns in their hands
And God on their side.

Oh the First World War, boys
It closed out its fate
The reason for fighting
I never got straight
But I learned to accept it
Accept it with pride
For you don’t count the dead
When God’s on your side.

When the Second World War
Came to an end
We forgave the Germans
And we were friends
Though they murdered six million
In the ovens they fried
The Germans now too
Have God on their side.

I’ve learned to hate Russians
All through my whole life
If another war starts
It’s them we must fight
To hate them and fear them
To run and to hide
And accept it all bravely
With God on my side.

But now we got weapons
Of the chemical dust
If fire them we’re forced to
Then fire them we must
One push of the button
And a shot the world wide
And you never ask questions
When God’s on your side.

In a many dark hour
I’ve been thinkin‘ about this
That Jesus Christ
Was betrayed by a kiss
But I can’t think for you
You’ll have to decide
Whether Judas Iscariot
Had God on his side.

So now as I’m leavin‘
I’m weary as Hell
The confusion I’m feelin‘
Ain’t no tongue can tell
The words fill my head
And fall to the floor
If God’s on our side
He’ll stop the next war.

27. Mai, 2006

no direction home

Category: [film],--> anhören!,--> kaufen!,[kultur],[musik] — Admin @ 2:29 pm

Vorgestern, nein halt, eigentlich muss ich bereits viel früher anfangen. Vor etwa 10 Jahren war ich im Hallenstadion an einem Bob Dylan Konzert. Es ging in die Annalen ein als eines der schlechtesten, das er je gespielt hat. Ich war masslos enttäuscht, vor allem weil ich über Jahre seine Musik sehr gern mochte und dann endlich die Gelegenheit hatte, ihn live zu sehen. Nun, vorgestern kam auf WDR die Dokumentation von Martin Scorsese mit dem Namen ‚No direction home‚. Und die hat mich endlich verstehen lassen und schlicht umgehauen.

Dieses Rockumentary dauert mehr als drei Stunden und befasst sich mit der Zeit in den frühen 60ern inklusive seinem legendären Konzert in der Royal Albert Hall, das einen Skandal hervorrief, weil er plötzlich nicht mehr akustisch sondern elektrisch spielte.

Dieses wirklich hervorragend gemachte filmische Dokument zeigt die Anfänge im mittleren Westen, die Reise zu seinem grossen Vorbild Woodie Guthrie, der damals bereits sehr krank und in einem Irrenhaus vor sich hin vegetierte. Seine Jahre im Village, der Kontakt mit den Literaten seiner Zeit wie etwa Ginsberg. Dann die Reise zurück in den mittleren Westen, der Beginn der Friedens- und Protestbewegung, zu deren Ikone er wurde, was er eigentlich nie wollte. Und das nehme ich ihm heute sogar ab und verstehe, wieso er sich seit damals strikt weigert, auch nur annähernd in irgend eine Schublade gesteckt zu werden. Deshalb seine Verweigerung. "Die Leute wollen meine alten Songs hören? Ok, aber nicht so, wie ich sie damals gesungen habe. Das ist vorbei." So denkt Dylan wohl heute und es ist ihm nicht zu verübeln. Wer will nach einer 40 jährigen Karriere noch permanent auf seine Anfänge reduziert werden?

Der Film hat manche schöne und bewegende Szene bereit. Dylan am March on Washington und seine Perforamnce vor ca. 300’000 Menschen. Die Newport Folk Festivals. Und das schon angesprochene Konzert in London, wo er gnadenlos ausgebuht wurde, seine Linie aber knallhart durchzog.

Man sieht Dylan in seinen Anfängen aber auch als gnadenlosen Opportunisten und es kommen viele Zeitzeugen zu Wort, die ihm das heute nicht mehr übelnehmen, ihm zu der Zeit damals aber auch kritisch gegenüberstanden. Wer nicht fehlen darf ist natürlich Joan Baez, die ich persönlich nie mochte und heute auch weiss warum. Es war ihr Traum, dass Dylan mit ihr gemeinsam zu Ikonen der Protestbewegung würden. Er hat das nie gewollt. Und zumindest in dieser Episode ist der Spruch ‚behind every tall man stands an even taller woman‘ wenn überhaupt dann eher umgekehrt wahr. 

Mich fröstelte während der ganzen 3.5 Stunden und zwar weil selten so ungeschminkt und roh über einen Wendepunkt Rockmusik berichtet wurde. As many thumbs up as there are Mr. Scorsese. Wer diesen Film noch nicht gesehen hat, die Musik mag, Scorsese mag, Dylan mag, eine Bildungslücke füllen will: Unbedingt ansehen!! 

16. Mai, 2006

the boss at its best

Category: --> anhören!,--> kaufen!,[kultur],[musik] — Admin @ 10:09 pm
Vielleicht schon hinlänglich bekannt, ich bin ein grosser Springsteen Fan. Auch bekannt ist, dass von Springsteen zig Bootlegs existieren. Zu Beginn seiner Karriere ein Unterstützer der Bootlegger ist er heute eher nicht mehr so erfreut über die Bootlegs. Tatsache ist, dass so ziemlich die meisten Konzerte von Bruce Springsteen und der E-Street Band als Bootlegs erhältlich sind.
Umso erstaunlicher, dass er bis letztes Jahr nur gerade ein (resp. 5 in der LP-Version und 3 in der CD-Version) Live Konzert herausbrachte, denn mit seinen Konzerten auf CD wäre eine Stange Geld zu machen. Es war das Live in Concert 1975-85 Album. Letztes Jahr nun folgte eines der wichtigsten Konzerte seiner Karriere. Das Konzert aus dem Hammersmith Odeon in London aus dem Jahre 1975. Es war das erste Konzert in London und Bruce sagte im Nachhinein, er habe so eine Angst vor diesem Konzert gehabt, dass er keine Erinnerung mehr daran habe. Trotzdem schön, dass er nun die Aufnahmen in bester Qualität gefunden und veröffentlicht hat. Mir wäre das Konzert aus dem Roxy in LA des gleichen Jahres ja lieber gewesen (vor allem wegen dem Track Independance Day, welcher eindeutig in meine Top 10 EVER gehört), aber wer weiss, vielleicht kommt das mal noch.
Ein echtes Highlight ist aber die neue Scheibe des Bosses. Er hat ohne die E-Street Band alte Volkslieder aufgenommen, die er durch Pete Seeger kennen gelernt hat. Keines der gespielten Lieder ist von Pete Seeger, er hat sie einfach bekannt gemacht. Es ist alte Folkmusik, also quasi die Ländler der Amerikaner. Jedoch, und das ist wichtig, es ist keine Country (=kantri und nicht käuntri, damit das mal geklärt ist) Musik wie wir sie von all den Iiiiii-haaaaa Cowboys wie Garth Brooks kennen. Sondern roh und so gespielt und gesungen, wie es ursprünglich halt war, draussen auf dem Felde. Ein echter Genuss, auch für Leute, die mit Country nichts am Hut haben (denen empfehle ich übrigens mal Johnny Cash zu hören). Der Titel der Platte ist ‚We shall overcome‘ und zumindest das Lied kennt ja wirklich jeder. Es sind jedoch andere Lieder drauf, die man auch schon gehört hat. Darum, wer seinen Horizont erweitern und den Boss mal anders hören will, geht die Platte kaufen. Es lohnt sich.