31. August, 2005

familienpolitik…

Category: [politik] — Admin @ 7:55 pm
Schon mal in der Schweiz versucht als Konkubinatspaar ein Kind zu bekommen? Ok, bekommen ist nicht weiter schwer, die Knüppel, die unser Staat einem da aber zwischen die Beine wirft, sprechen nicht für eine sehr familienfreundliche Politik.
 
Gut, wir wussten es bereits vorher, dass unser Land in Sachen Familienpolitik im europäischen Vergleich kaum vorne mitmischt. Aber das Ganze mal aus der Ich-Perspektive zu erleben verleiht der Sache eine völlig neue Dimension. Wo soll ich bloss beginnen… Eigentlich gäbe es da bereits einige interessante Müsterchen über unsere Bundesbahnen zu erzählen, das tu ich aber ein anderes Mal. Also, als Konkubinatspaar muss man bereits im Vorfeld des Kinderkriegens so einiges erledigen. Es muss abgeklärt werden, bei welcher KK man es versichern lassen will, welche Versicherung zuständig ist, etc. Was auch dazu gehört ist eine Vaterschaftsanerkennung des werdenden Vaters. Bei verheirateten Paaren wird automatisch angenommen, dass der Ehegatte auch der Vater des Kindes ist, was ja laut statistischen Erhebungen in einem von 10 Fällen nicht zutrifft, aber dies nur so am Rand. Der Konkubinatsvater muss ins Stadthaus. Zuerst müssen er und seine Partnerin jedoch für 20.– einen Zivilstandsausweis in der Heimatgemeinde besorgen. Den schickt man dann ein und darf dann irgendwann im Stadthaus vortraben. Nein, zuerst wird gewartet, wie sich das für ein anständiges Amt gehört. Dann wird man reingebeten, darf den Wisch unterschreiben (dessen Sinn und Zweck ich in keinem Falle anzweifle) und 85.– in bar bezahlen. Eigentlich haben sich die Kantone mal auf 60.– geeinigt, aber in Zürich ist halt alles etwas teurer, nicht wahr. Wahrscheinlich haben wir noch einen Teddy gesponsert… Ich war zwei Minuten in diesem Zimmer, die Beamtin hat sicher im Vorfeld die beiden Zivilstandsausweise kontrolliert und die Daten in den Computer eingegeben. Ein Knopfdruck (während ich die rechtliche Belehrung durchlas), raus kam das Papier aus dem Drucker, Unterschrift, fertig. 85.– klar!
Weiter gehts mit den Kinderzulagen. Da beide Konkubinatspartner arbeitstätig sind, reicht man den Antrag natürlich bei einem Arbeitgeber ein, oder? Falsch. Das erfahren wir aber erst später. Zuerst füllen wir gehorsam die ganzen Papiere aus, dann gehts ab zur Einwohnerkontrolle, weil die bestätigen müssen, dass beide Konkubinatspartner in der selben Wohnung wohnen (Kostenpunkt 25.– für Informationen aus dem Computer ausdrucken…), dann wieder nach Hause (das alles während der Büroöffnungszeiten versteht sich, mein Lohn ist also futsch…) und einreichen bei der Ausgleichskasse. Yeah, geschafft. Denkste. Dann das Telephon des Personalamtes, das gehe so nicht und das stehe auch gross auf der Seite der Ausgleichskasse. Sagt mir die selbe Mitarbeiterin, die mir dieses Ausgleichskassenformular per Mail geschickt hat (nett) damit ich nicht auf die Seite der Ausgleichskasse muss (woher soll ichs also wissen…). Zuerst müsse der Wohnsitzkanton bezahlen. Da ich ausserkantonal arbeite, meine Partnerin jedoch nicht, müsse man den Antrag zuerst in unserem Wohnkanton stellen. Der bezahle dann die 60% Kindergeld (analog dem Arbeitspensum) und mein Arbeitskanton bezahle dann den Rest. Zurück auf Feld 1….
 
Das ist ja noch lang nicht allles. Von der Auszahlung (not) von Pensionkassengeldern im Todesfall, von der verzweifelten Suche nach einem Krippenplatz,… hab ich noch kein Wort gesagt. Ich frage mich, wieso in der Schweiz die ganze Zeit gejammert wird, dass die Geburtenrate rückläufig ist. Kein Wunder, bei den Hürden. Warum wir nicht heiraten und uns diesen Kram sparen? Weil verheiratete Paare steuertechnisch ja die absoluten Verlierer sind. Dauernd wird schwarz gemalt, dass unsere AHV nie mehr jemand bezahlen wird. Aber Strukturen zu schaffen, damit das Kinder kriegen und aufziehen etwas einfacher von Statten geht kommt ja selten jemandem in den Sinn. Gerade unsere Verhindererpartei wehrt sich ja vehement gegen jedwelche staatliche Unterstützung von familienbegleitenden Angeboten. Ich habe das Gefühl diese Leute möchten, dass der Schweizer Bürger mit 18 auf die Welt kommt, ausgebildet und fähig Steuern zu bezahlen. Alles davor liegt entweder links oder rechts der Scheuklappen, oder aber auch direkt vor dem Brett vor dem Kopf.

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