6. September, 2005

schweiss im zug…

Category: [daily business] — Admin @ 9:53 pm
Ich pendle täglich auf einer Zugstrecken, die auch von Wanderern gerne frequentiert wird. Wer von Zug nach Zürich fährt, steigt entweder in einen Zug, der aus dem Tessin kommt, oder aber in einen aus Luzern. Beides Orte, die sehr beliebt sind für Tagesausflüge und Schulreisen. Deshalb habe ich mich schon daran gewöhnt, dass die Klimaanlagen der SBB im Sommer mit den Ausdünstungen der weit gereisten oder gewanderten Menschen nicht fertig werden. Gestern aber steige ich am Morgen in den Zug (in Zürich) und rieche als erstes den Schweiss von Wanderern, die notabene noch nicht mal gewandert waren. Die hatten gerade mal den Weg zum Bahnhof zurückgelegt und es roch schon nach mehrtätigem Touren.
Gut, man ist tolerant und denkt sich, wahrscheinlich etwas im Stress gewesen die Beiden. So früh in die Berge zu fahren, da hat man nicht noch Zeit zu duschen. Und da man die nächsten paar Tage sowieso nicht duschen kann, kommts auf einen Tag mehr oder weniger auch nicht an. Doch dann begannen die beiden Sandwiches unterschiedlicher Couleur auszupacken, denen man ansah, dass die nicht in zwei Minuten geschmiert worden sind. Und da hat mein Verständnis irgendwie abrupt ein Ende gefunden.
Doch das allein reichte den Beiden noch nicht. Sie begannen sich gegenseitig Artikel aus dem Tages-Anzeiger vorzulesen, statt sich einfach gegenseitig auf Artikel aufmerksam zu machen. Wieso wohl hat er den Artikel nicht gelesen? Vielleicht, weil er gar nicht interessiert ist daran? Interessiert er sich nun mehr dafür, da er ihr den Artikel vorliest? Modellhaft verlief der Dialog etwa so:
 
Sie:"Du hast du gelesen, der Ibrahim Ferrer ist gestorben."
 
Er:"Hm?!"
 
Sie:"Weisst du, der vom Buena Vista Social Club."
 
Er (kurz von der Zeitung aufschauend):"So?!"
 
Sie:"Der hat übrigens ein Album, ‚Buenos Hermanos‘ heisst es, das müssen wir unbedingt mal anhören, gell. Das sei super."
 
Er (weiterhin Zeitung lesend):"Ja, das müssen wir uns unbedingt anhören." 
 
Sie (immer enthusiastischer):"Weisst du, die Gisela hat das auch, die findet das super!"
 
Er schweigt und fragt sich wahrscheinlich, wo eigentlich all seine AC/DC-Platten geblieben sind. Die hat er seit sie zusammengezogen waren nicht mehr gesehen.
 
Und ich frage mich einmal mehr, warum ich nicht im Ruheabteil gereist bin. Obwohl, Ruhe gibt es da zwar, aber gegen Geruchsemissionen ist man auch da nicht gefeit. 

Ein Kommentar »

  1. Deshalb fliege ich nur noch. Da hat man garantiert keinen Platz und keine grosszügig bestrichenen Sandwiches. Dafür kann man jeder Diskussion folgen und alle vertraulichen Dokumente einsehen (und bei Gelegenheit hilfreiche Korrekturen anzubringen). Und wenn man wirklich Glück hat, sitzt ja ein Model auf dem Rückflug von Paris neben einem. Oder aber ein Tourist der eine Woche lange nicht duschen wollte …

    Comment von tankwart — 6. September, 2005 @ 8:45 pm

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