27. März, 2006

ärzte sollen ihre weiterbildung selber bezahlen

Category: [daily business] — Admin @ 11:30 am
Ja und? frage ich mich da. Aus Ärztekreisen sei dagegen massive Opposition zu erwarten. Geht’s noch? Wieso werden die Ärzte da überhaupt anders behandelt als alle anderen?
Nicht nur, dass ein Medizinstudium den Staat (und somit jeden Steuerzahler) weitaus am meisten kostet. Bis dato gehen auch die Weiterbildungen zum Facharzt zu Lasten der öffentlichen Hand. Wieso eigentlich? Weil damit ein öffentliches Bedürnis abgedeckt wird? Wenn so argumentiert würde, wäre das eine Riesenfrechheit. Psychologen, die sich zum Psychotherapeuten ausbilden lassen, bluten mit bis zu 50’000 Franken, damit sie therapieren dürfen, soviel kostet nämlich diese Weiterbildung. Aber damit sie dann auch über die Krankenkasse abrechnen ‚dürfen‘, muss die Therapie von einem Psychiater delegiert sein. Einem Psychiater notabene, der diesen Facharzttitel in einer Institution machen kann, und dessen Therapiestunden ab der ersten Sitzung (frisch vom Studium) von der KK bezahlt werden. Während des Studiums hat er aber nie auch nur annähernd soviel Psychologiekurse besucht, wie ein durchschnittlicher Psychologiestudent.
Wieso also sollen Ärzte ihre Weiterbildungen nicht selber finanzieren? Juristen, Banker, ja eigentlich jede Berufsgattung finanziert sich diese selber. Vielleicht übernimmt einmal eine Firma die Kosten, dies ist jedoch ein Gegengeschäft, weil der Mitarbeiter ja qualifizierter wird und sich auch für eine gewisse Zeit verpflichtet.
Hören wir doch auf, diese Berufsgattung weiterhin in den Götterstand zu erheben. Und um es vorwegzunehmen, es braucht mir hier kein Arzt etwas von einer 80 Stunden Woche in die Kommentare zu jammern. Es zwingt einen niemand diesen Beruf zu wählen. Und scheinbar sind sie alle bereit, für das grosse Geld das danach lockt, auch solche Arbeitsbelastungen auf sich zu nehmen.
Da ist was faul im Ärztewesen und dies schon seit langer Zeit. Dass man nun die Weiterbildungen von den Ärzten selber finanzieren lassen will, wird als der grosse Wurf verkauft, damit der Beruf des Hausarztes wieder attraktiver gemacht werden kann (denen würde das dann weiterhin bezahlt) ist doch einfach lächerlich. Es gibt keinen Grund, wieso Ärzte nicht auch in ihre eigene Tasche greifen sollten, wie das die meisten anderen Menschen auch tun. 
Und um es auch gleich klar zu sagen, es gibt Ärzte, die üben ihren Beruf auch aus, weil sie sich dazu berufen fühlen. Das sind aber meistens nicht diejenigen, die sich beklagen. 

18 Comments »

  1. Yessah! Beim Ärzte-dissen bin ich dabei! :mrgreen:

    Comment von sia — 27. März, 2006 @ 12:54 pm

  2. Irgendetwas dissen ist immer toll, gell Pax!

    Comment von Jé — 27. März, 2006 @ 8:38 pm

  3. „Es zwingt einen niemand, diesen Beruf zu wählen.“ – Von wem werden denn die Psychologen, die sich zum Psychotherapeuten ausbilden lassen, gezwungen???
    Sorry, hab ich vergessen: weil sie sich dazu berufen fühlen. Und das sind meistens nicht diejenigen, die sich beklagen, dass sie bis zu 50’000 Franken dafür bezahlen…

    Comment von öpfel — 28. März, 2006 @ 4:54 pm

  4. @Jé: ich habe hier nicht gedisst! ich habe sachlich argumentiert. dissen wäre, wenn ich schreiben würde, alle ärzte sind scheisse. gerade darum geht es mir aber nicht.

    @öpfel: stimmt es zwingt einen niemand. darum geht es mir auch nicht. es geht darum, dass der arzt per se nicht wertvoller ist für unsere gesellschaft, als andere berufe auch, dass aber andere berufe selbst nach ausgaben von 50’000 franken gegenüber ärzten immer noch benachteiligt sind, kann ja wohl nicht sinn der sache sein. die ärzte sollen so viel verdienen wie sie verdienen, aber sie sollen genau wie alle anderen, auch den weg dahin bezahlen.

    Comment von PAX — 28. März, 2006 @ 7:00 pm

  5. „wertvoller“ ist das falsche Wort, aber sagen wir es mal so… eine Gesellschaft ohne gut weitergebildete Ärzte wäre sicher weitaus schlechter dran als eine ohne Psychologen…

    Ist sicherlich provokant und nicht super differenziert, aber denk mal drüber nach…

    Comment von Jé — 28. März, 2006 @ 9:18 pm

  6. da brauch ich nicht darüber nachzudenken, das ist gelinde gesagt blödsinn. das resultiert allein aus dem denken, dass zum psychologen zu gehen etwas schlechtes ist. depression ist volkskrankheit nummer 2, die iv bezahlt immer mehr renten wegen psychischen störungen… aber nach wie vor ist es verpönt mit einer psychischen schwierigkeit zum psychologen zu gehen. wo liegt da die logik? wer so wie du argumentiert, negiert die existenz und die ernsthaftigkeit psychischer probleme und deren mögliche auswirkungen auf den alltag und die gesellschaft. natürlich kann der arzt einfach eine pille verschreiben, das klappt bei vielen psychischen störungen. ob dem patienten damit geholfen ist, wage nicht nur ich zu bezweifeln…

    Comment von PAX — 28. März, 2006 @ 9:25 pm

  7. und übrigens, eine gesellschaft ohne metzger wäre heute auch ganz arm dran, denn ich wette, dass 95% der fleischesser kein tier schlachten könnten. von dem her ist es immer relativ wie wertvoll ein beruf für die gesellschaft ist.

    Comment von PAX — 28. März, 2006 @ 9:35 pm

  8. Oh… da hab ich aber ins Wespennest gestochen! :mrgreen:
    Ich negiere weder die existenz noch die ernsthaftigkeit von psychischen problemen! Und es soll doch jeder zum Psychologen gehen, dem das hilft. Keine ahnung wie du jetzt auf solche Ideen kommst…

    Aber meiner meinung gibt es einfach doch Berufe die für die Gesellschaft wichtiger sind als andere. Nicht wertvoller aber wichtiger! MEINER MEINUNG nach sind Ärzte einfach notwendiger als Psychologen, und darum finde ich eine Bevorteilung auch nicht falsch!

    Schlussendlich brauchen wir alle Berufe vom Strassenwischer, Metzger, Politiker bis zum Psychologen, aber es müssen durchaus nicht alle gleich behandelt werden…

    Comment von Jé — 28. März, 2006 @ 10:27 pm

  9. Der letzte Satz bezieht sich natürlich nicht auf den Menschen oder das Berufsbild an sich, sondern auf etwaige Weiterbildungskosten…

    Comment von Jé — 28. März, 2006 @ 10:28 pm

  10. Da muss ich jetzt ausnahmsweise Pax Recht geben und Jé kritisieren.

    Wenn man bedenkt, dass die Todesursache Nummer 1 in der Schweiz nicht Krankheiten oder Unfälle, sondern SUIZID ist, dann finde ich es einfach nur lächerlich und ignorant, den Wert der Psychologen in der Gesellschaft hinter den der Ärzte zu stellen. Wie gehen denn die meisten Ärzte im Spital mit einer möglichen Suizidalität eines Patienten um, der gerade einen Suizidversuch hinter sich hat? Gar nicht!

    Comment von sia — 29. März, 2006 @ 8:15 am

  11. Es geht doch weder um den Wert noch die Wichtigkeit eines Berufstandes im beschriebenem Bereich. Vielmehr um Weiterbildung. Und da gibt es auf jeden Fall verschiedene „Halbwertszeiten“ des Wissens. Wenn ich mich recht an eine Untersuchung erinnere, so ist dies bei Medizinern mit am höchsten. Entsprechend die Notwendigkeit für ständige Weiterbildung, die zudem, je nach Bereich, sehr teuer ist. Diese PFLICHT der Weiterbildung steht somit dem quasi-öffentlichen Gut der Gesundheit gegenüber, welches ja niemand zu quantifizieren wagt. Entsprechend eine lohnende und zwingende Investition der Öffentlichkeit.

    Ob ein Psychologe gleiche Halbwertszeiten hat, kann ich natürlich nicht beurteilen, aber ich würde mal schätzen, dass dem nicht so ist. Daher schon mal ein grosser Unterschied. Weiter kann ich nicht beurteilen, ob Suizid die Todesursache Nr. 1 ist, ich dachte aber, dass sei nur in einer sehr beschränkten demographischen Stufe so.

    Item: die Diskussion um Weiterbildung ist eigentlich eine Diskussion um Investitionen ins Gesundheitswesen und daher sehr heikel. Da werden schnell „Klassen-Medizin“, „Volkskrankenkasse“ und andere Schlagworte eingebracht. Und der CH-Lösungsansatz mit Selbstbehalt, Eigenversicherung, etc. gilt theoretisch noch als einer der Besseren. Auf der Angebotsseite allerdings siehts anders aus: die Ausbildung scheint veraltet, die Spezialisierung der „Kompetenzzentren“ zu sehr vom Kantönligeist abhängig, etc. Von daher trifft Pax‘ Punkt durchaus ins Schwarze …

    Comment von tankwart — 29. März, 2006 @ 9:29 am

  12. hallo… ich rede von der weiterbildung… Tankwart sagt dass sehr schön mit der „Halbwertszeit des Wissens“!

    Todesursache nummer 1 in der Schweiz ist Suizid? Wohl kaum, oder?

    Comment von Jé — 29. März, 2006 @ 1:10 pm

  13. Doch das ist sie bei Leuten wie dir (Männer zwischen 15 und 44 Jahren). Darfst es gerne nachlesen unter http://www.bag.admin.ch/gespol/suizidpraevention/d/suizid.pdf.

    Comment von sia — 29. März, 2006 @ 3:19 pm

  14. @tankwart: hier geht es nicht um die weiterbildung per se, sondern die weiterbildung zum facharzt. die künftigen weiterbildungen nach dem erwerb des facharzttitels bezahlen auch die ärzte selber.
    und genau deshalb ist die diskussion nicht nur unter ökonomischen gesichtspunkten und halbwertszeiten zu sehen. denn gut qualifizierte leute brauchen wir überall, das ist klar. es käme aber dem staat auch nicht in den sinn, weil wir gute rechtsanwälte brauchen, den juristen ihre zusatzausbildung zum rechtsanwalt zu bezahlen. und darum geht es. niemand negiert die tatsache, dass wir qualifizierte ärzte brauchen. aber wieso soll genau hier vom staat reguliert und bezahlt werden? damit eine qualitätskontrolle ausgeübt werden kann? dann gibt es da genügend beispiele für qualifizierte ärzte die pfusch abliefern.

    @Jé: du machst immer noch nicht klar, wieso ärzte wichtiger sind. was macht sie denn für unsere gesellschaft wichtiger?

    Comment von PAX — 29. März, 2006 @ 7:24 pm

  15. @ Sia:

    da geb ich dir recht! davon hast du aber nix gesagt in deinem Beitrag. Auf die gesamte Bevölkerung gesehen machts dann aber nicht mehr viel aus (ja, ich weiss: die Dunkelziffer!)…

    Darfst du auch gerne nachlesen unter:

    http://www.bfs.admin.ch/bfs/portal/de/index/themen/gesundheit/gesundheitszustand/sterblichkeit__todesursachen/kennzahlen0/todesursachen0/wichtigste_todesursachen.html

    @ Pax:

    weil meiner Meinung nach das Leben von viel mehr Menschen in ihren Händen liegt als in denen von z.B. Psychologen (Ja, auch Psychologen können unter umständen Leben retten…)!

    Aber ist schon ok. du hast deine meinung, ich meine. Lassen wir es doch dabei!

    Comment von Jé — 29. März, 2006 @ 9:09 pm

  16. also ich hab dazu (noch) keine meinung.
    super konstruktiv gell. hihi

    jedenfalls haben sie (die hausärzte) letzten samstag den bundesplatz voll gemacht wie schon lange keine demo mehr.

    Comment von haans — 4. April, 2006 @ 10:52 am

  17. Klnnt ihr mir mal sagen, warum die Ärzte schlechter bezahlt werden sollen? Ich meine die studieren doch scheiß hart dafür und dann kiegen sie nihct genug Geld

    Comment von Leyla — 24. April, 2006 @ 7:45 pm

  18. die sollen nicht schlechter verdienen, sondern ihre weiterbildung selber finanzieren. zudem, studieren die zwar, aber ihre ausbildung kostet mit abstand das meiste geld aller studierenden. und dafür berappen die nichts.
    wer seriös studiert der hat auch kein easy life. und das gilt nicht nur für mediziner. aber alle anderen berappen ihre weiterbildung selber. das sollen auch die damen und herren in weiss tun.

    Comment von PAX — 24. April, 2006 @ 8:55 pm

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