14. Mai, 2006

trauerspiel für den schweizer fussball

Category: [daily business] — Admin @ 9:28 am
Wahrscheinlich war ich nicht der einzige, der fassungslos vor dem TV sass und die Szenen anschaute, die sich im Anschluss an das Meisterschaftsspiel zwischen dem FCB und dem FCZ abspielten. Wie lange noch, ist man geneigt zu fragen.
Klar ist für mich, dass dies kein Problem Basels sondern ein Problem des Schweizer Fussballs darstellt. Diese Szenen, da bin ich überzeugt, wären so auch in Bern oder Zürich möglich gewesen. Nur, wie lange noch? Was muss erst passieren, bis dem Einhalt geboten wird? So zynisch es klingen mag, aber wahrscheinlich wäre am besten jemand gestorben. Dann wäre nämlich auch dem hinterst und letzten Clubverantwortlichen klar, was es geschlagen hat. 
So aber können sich Clubs weiter hinter irgendwelchen Ausflüchten verschanzen. So lange es für einen Club bei einer Geldstrafe bleibt, und allenfalls den Kosten für einen Polizeieinsatz, so lange werden sie nicht zum handeln gezwungen. Klar ist aber eindeutig, dass die lasche Politik des guten Willens hier nichts bringt. Gummischrot in Fussballstadien ist definitiv nicht das was die meisten Fussballfans wollen. Unter den ‚Kollateralschäden‘ des gestrigen Trängengases befinden sich nicht wenige Familien mit Kindern (Basler nota bene). Kann es sein, dass man mit Kindern noch nicht mal mehr ein Fussballspiel anschauen kann, ohne Angst um sein Leben haben zu müssen?
Ich bin wahrlich ein liberal denkender Mensch, aber diese egoistische und militante Verhaltensweise gewisser ‚Fans‘ muss harte Repressionen nach sich ziehen. Eine andere Sprache scheinen diese Idioten nicht zu verstehen. Und zwischen den wahren Fans sollte einmal klar definiert werden, dass es nicht die anderen sind, die wieder Probleme haben. Wir ALLE haben dieses Problem und wir ALLE sind dazu aufgerufen es zu lösen.
Der Polizei kann ich aus meiner Sichtweise keinen Vorwurf machen. Sie haben im Stadion mit etwas Verzögerung (die klar war, weil es ja eher nach dem gegenteiligen Resultat aussah und somit eher die Zürcher als potentielle Gewalttäter in Frage kamen) richtig reagiert. Was danach aber ausserhalb des Stadions vor sich ging, scheint jeder Beschreibung zu spotten.
Es war als Hochrisikospiel klassifiziert und als solches zeigte es sich auch. Trotz Verstärkung der Polizei durch andere Korps wurde die Lage wahrscheinlich immer noch zu mild beurteilt. Ob das so war, werden die Auswertungen zeigen.
Aber das muss für die Clubs Konsequenzen haben. Solche gewaltbereiten B-Fans gehören nicht in ein Stadion und seien wir ehrlich, mittels der eingebauten Videoüberwachung wären die Krawallmacher leicht auszumachen. Ich denke da werden sich im Hinblick auf die EM noch einige Leute ein paar gute Gedanken machen müssen, auch im Hinblick auf ein mögliches Hooligangesetz (das von der Terminologie her eigentlich eher Ultra-Fan Gesetz heissen müsste). Interessanter Artikel zum Thema: Fan-Projekt Basel. Und das meine ich nicht ironisch. Dass es Basel ist spielt hier keine Rolle, aber da kann die Kategorisierung der Fans einmal genauer angeschaut werden. Hooliganismus ist nämlich ein Stichwort, das sehr oft im falschen Kontext gebraucht wird.
 
Quintessenz: die Türken in Grund und Boden schimpfen für das was in Istanbul passierte. Dabei hats genug Dreck vor der eigenen Türe. Wahrlich ein Trauerspiel für den Schweizer Fussball. 

Keine Kommentare »

  1. genau richtig bemerkt, mit der eigenen tür, wo wir genu zu wischen hätten…

    Comment von monoblog — 14. Mai, 2006 @ 11:03 am

  2. Fussball als Krawallmotivation…

    Foto: blick.ch 
    Die Szenen wiederholen sich, nur der vorgeschobene Anlass ist ein anderer: Hab ich mich am 1. Mai noch über die Krawallmacher in Zürich aufgeregt, waren es gestern abend nach dem Fussballspiel FC Basel gegen FC Zürich (vorwiegend…

    Trackback von BloggingTom — 14. Mai, 2006 @ 1:47 pm

  3. … offensichtlich profitieren die meisten Beteiligten von solchen Krawallen und unternehmen deshalb nichts dagegen. Cui boni? Beispielsweise die staatlichen und private Sicherheitskräfte, die Medien (inkl. BloggingTom), die Fussballveranstalter, die “Fans”… ganz wenige profitieren nicht davon, offensichtlich vernachlässigbar.

    Comment von M. — 14. Mai, 2006 @ 4:14 pm

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