17. Juni, 2008

adiö blogosphäre – die rechnung bitte

Category: [daily business] — stephankaelin @ 10:17 am

nun, eigentlich ist es zeit zu feiern, denn just in diesen tagen werden wir hier 3 jahre alt. nicht viel möchte man meinen, in der schnelllebigen zeit des internets doch allerhand. doch statt zu feiern, nehme ich hier meinen abschied. die leserzahlen sind immer noch hoch, unique hits liegen weiterhin im vierstelligen bereich pro monat, aber irgendwie reichts.

als ich angefangen habe zu bloggen betrachtete ich blogs als etwas wie ein magazin im netz. eine gute möglichkeit, in der freizeit etwas ‚journalistisch‘ tätig zu sein. my mistake. so sehen das die wenigsten blogger. mal ausgenommen von löblichen alternativen, verkommt die blogosphäre zum sammelbecken von belanglosem und neurotischem.

nicht erst seit den querelen um swissblogpress (da ist es verdächtig ruhig) hängt mir das ganze eigentlich so ziemlich zum hals raus. von einer community ist nichts zu spüren, jeder kocht sein eigenes süppchen und ist froh, wenn er im schwanzvergleich mal wieder weiter vorne steht als auch schon. klar, es gibt die blog-events in bern und zürich (und sicher auch anderswo). grundsätzlich ist sich aber jeder selbst der nächste. wohl auch, weil jeder insgeheim hofft, irgendwann mal von dem zeug leben zu können, das er veröffentlicht (die zukleisterung der blogs mit werbung ist echt eine zumutung. deshalb wurden von mir blogs mit werbung grundsätzlich nicht gelesen). vermeintlich verkannte journalisten gibt es in der blogosphäre zuhauf und die liefern sich dann auch regelmässig schlachten mit ‚echten‘ journis statt zu erkennen, dass in der freiheit des webs genau das liegt, was einem in der zeitung nicht möglich ist, zu publizieren was man will und wie man will. stattdessen heuern sie bei facts2.0 an und werden von den journalisten doch nicht für voll genommen.

als ich angefangen habe zu bloggen, habe ich mich als teil einer gemeinschaft betrachtet. nichts subversives, aber die technik nutzend um eigene gedanken unter die leute zu bringen und vielleicht dialoge entstehen zu lassen, was bei diversen postings auch gelungen ist. heute sehe ich mich nicht mehr als teil einer gemeinschaft. das familiäre ist weg, die technik ist mainstream geworden. nicht umsonst wird ja der nächste trend (das zwitschern) bereits intensiv genutzt, ein trend, den ich nicht mehr mitmachen werde.

wenn man sich die blogcharts so anschaut merkt man, was traffic generiert. erfreulicherweise steht qualität zu oberst. relativ bald kommen dann aber esoterische gedanken und gedanken aus dem schlachthof tierspital, wobei ich mich schon frage, wieso das so viele leser interessiert. zu sehen wie diverse gestandene herren anteil nehmen am leben einer tierärztin, die ausser herzschmerz und wochenendplänen eigentlich gar nichts zu bieten hat erstaunt mich immer wieder. jungs, wenn ihr das gefühl habt bei ihr landen zu können, vergesst es doch einfach. ich mag ihr den erfolg gönnen, jedem eigentlich, denn scheinbar erfüllt sie ein bedürfnis, sonst würden kaum so viele lesen. ihr mach ich auch keinen vorwurf. aber der blogosphäre, die, so scheints statt dem blick heute halt blogs liest.

wayne interessierts könnte man fragen. natürlich könnte ich ein süppchen kochen und mich einen scheissdreck darum kümmern, was andere schreiben. aber mich wurmt, dass die community nicht mehr so ist, wie sie mal war (oder vielleicht auch nie war).

nun, was bleibt? leute, von denen ich es schön finde, sie durch das bloggen kennen gelernt zu haben (leute1, leute2, leute3, leute4). leute von denen ich es schön finden würde, sie irgendwann vielleicht mal kennen zu lernen (leute1, leute2, leute3, leute4). und leute, von denen ich auf grund des habitus und des geschriebenen froh bin, sie nicht kennen gelernt zu haben (leute1, leute2, leute3, leute4).

ebenso bleiben zurück: 643 posts, 1725 kommentare und ein bisschen wehmut. 

meine echte anerkennung gilt reto für das aggregieren auf zuri.net und der ganzen arbeit, die er da gratis leistet, ohne sich in den mittelpunkt zu stellen. dieses portal unterstütze ich aus vollem herzen.

in anlehnung an john lennon möchte ich sagen, ich verlasse die blogosphäre auch lesenderweise, weil:

life is what happens to you while you’re making other plans (or waste your time on the internet).

 

ps: weiterhin betreue ich vinyl.p4x.ch. auch wenn es nur einen bruchteil an traffic dieser seite hier hat, liegt es mir doch sehr am herzen.

 

weiteres von mir ab sofort hier:  
pax

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