27. Mai, 2006

no direction home

Category: [film],--> anhören!,--> kaufen!,[kultur],[musik] — stephankaelin @ 2:29 pm

Vorgestern, nein halt, eigentlich muss ich bereits viel früher anfangen. Vor etwa 10 Jahren war ich im Hallenstadion an einem Bob Dylan Konzert. Es ging in die Annalen ein als eines der schlechtesten, das er je gespielt hat. Ich war masslos enttäuscht, vor allem weil ich über Jahre seine Musik sehr gern mochte und dann endlich die Gelegenheit hatte, ihn live zu sehen. Nun, vorgestern kam auf WDR die Dokumentation von Martin Scorsese mit dem Namen ‚No direction home‚. Und die hat mich endlich verstehen lassen und schlicht umgehauen.

Dieses Rockumentary dauert mehr als drei Stunden und befasst sich mit der Zeit in den frühen 60ern inklusive seinem legendären Konzert in der Royal Albert Hall, das einen Skandal hervorrief, weil er plötzlich nicht mehr akustisch sondern elektrisch spielte.

Dieses wirklich hervorragend gemachte filmische Dokument zeigt die Anfänge im mittleren Westen, die Reise zu seinem grossen Vorbild Woodie Guthrie, der damals bereits sehr krank und in einem Irrenhaus vor sich hin vegetierte. Seine Jahre im Village, der Kontakt mit den Literaten seiner Zeit wie etwa Ginsberg. Dann die Reise zurück in den mittleren Westen, der Beginn der Friedens- und Protestbewegung, zu deren Ikone er wurde, was er eigentlich nie wollte. Und das nehme ich ihm heute sogar ab und verstehe, wieso er sich seit damals strikt weigert, auch nur annähernd in irgend eine Schublade gesteckt zu werden. Deshalb seine Verweigerung. "Die Leute wollen meine alten Songs hören? Ok, aber nicht so, wie ich sie damals gesungen habe. Das ist vorbei." So denkt Dylan wohl heute und es ist ihm nicht zu verübeln. Wer will nach einer 40 jährigen Karriere noch permanent auf seine Anfänge reduziert werden?

Der Film hat manche schöne und bewegende Szene bereit. Dylan am March on Washington und seine Perforamnce vor ca. 300’000 Menschen. Die Newport Folk Festivals. Und das schon angesprochene Konzert in London, wo er gnadenlos ausgebuht wurde, seine Linie aber knallhart durchzog.

Man sieht Dylan in seinen Anfängen aber auch als gnadenlosen Opportunisten und es kommen viele Zeitzeugen zu Wort, die ihm das heute nicht mehr übelnehmen, ihm zu der Zeit damals aber auch kritisch gegenüberstanden. Wer nicht fehlen darf ist natürlich Joan Baez, die ich persönlich nie mochte und heute auch weiss warum. Es war ihr Traum, dass Dylan mit ihr gemeinsam zu Ikonen der Protestbewegung würden. Er hat das nie gewollt. Und zumindest in dieser Episode ist der Spruch ‚behind every tall man stands an even taller woman‘ wenn überhaupt dann eher umgekehrt wahr. 

Mich fröstelte während der ganzen 3.5 Stunden und zwar weil selten so ungeschminkt und roh über einen Wendepunkt Rockmusik berichtet wurde. As many thumbs up as there are Mr. Scorsese. Wer diesen Film noch nicht gesehen hat, die Musik mag, Scorsese mag, Dylan mag, eine Bildungslücke füllen will: Unbedingt ansehen!! 

25. September, 2005

duck and cover

Category: [film],[kultur],[politik] — stephankaelin @ 11:14 pm

Beim Artikel über die Filme in der Public Domain sind mir auf der selben Seite die ‚Prelinger Archive‚ aufgefallen. Diese Kollektion besteht aus ca. 48’000 Filmen, wobei aber nur wenige für das Web aufbereitet wurden. Es handelt sich in der Mehrheit um Werbe- und Lehrfilme. Interessant sind dabei die Propagandafilme der amerikanischen Regierung wie etwa der berühmte ‚Duck and Cover‚ Film, in dem Bert die Schildkröte den Kindern erklärt, wie man einen nuklearen Angriff überlebt, duck and cover eben. Den muss man gesehen haben.

 

MPEG4 Format (10MB) 

MPEG2 Format (256MB)

AVI Format (31MB) 

 

Wer sich über den fehlenden Codec im Mediaplayer nervt, soll sich den VLC Player runterladen, der spielt die allermeisten Formate ab und ist erst noch gratis:

VLC – Mediaplayer 

23. September, 2005

der maulwurf

Category: [film], [tv],[kultur] — stephankaelin @ 12:16 am
Gerade ging auf 3Sat der Film ‚Der Maulwurf‘ zu Ende. Sehr verwirrend zwar, aber er hat doch einiges zu bieten.
 
Er spielt nämlich die meiste Zeit in Zürich. Und das ist schon komisch, die Stadt mal aus einem ganz anderen Blickwinkel zu sehen. Vieles ist auch wirklich anders dargestellt. Lino Ventura durfte beim Tinguely-Denkmal am See Auto fahren, aus dem Zeughauskeller wurde ein technisches Museum und das Stadthaus beherbergte die Stadtpolizei. Der Showdown im Poly-Bähnli ist auch einsame Klasse. 1982 im Jahr in dem der Film gedreht wurde gab es die SKA noch, heute wäre das Product-Placement, dannzumal spielte das wahrscheinlich noch keine Rolle. Die Swissair hatte Verkaufsbüros in der Stadt, in denen man Tickets kaufen konnte, Telefonzellen wurden noch mit Kleingeld gefüttert und existierten überhaupt noch.
Was mich aber am meisten verblüfft hat ist ein Schauspieltalent, von dem man danach in Filmen nicht mehr sehr viel gesehen und gehört hat. Neugierig? Seht selbst, der Film hiess im Original ‚Espion, lève-toi!‘. Oder weiss es jemand?
 
 
 
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