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kann ein jude nazi sein?
Manchmal ist für mich die Welt schwer zu verstehen. Was gerade im Gazastreifen vor sich geht löst bei mir ungläubiges Kopfschütteln aus…
Nicht die Tatsache, dass der Streifen geräumt wird finde ich unglaublich (es wurde eher Zeit, meiner Meinung nach), sondern die Tatsache, wie sich die Siedler dagegen wehren. Ich will gar keine Worte darüber verlieren, dass diese Räumungsaktion scheinheilig ist, wenn man bedenkt, dass die Zahl der Siedlungen im Westjordanland erheblich höher ist als im Gazastreifen. Vor ein paar Wochen lief auf ARTE ein Dokumentarfilm über die israelischen Kontrollposten an der Grenze der besetzten Gebiete. Leider kann ich mich nicht mehr daran erinnern wie er hiess. Mir kamen während dieses Films viele Assoziationen in den Sinn. Es war ganz klar eine Herrenrasse zu sehen, die sich über die niederen Palästinenser auslässt. Z.T. offenkundig rassistische Äusserungen israelischer Soldaten liessen mich verstört zurück. Ich würde mich hüten in diesem Zusammenhang das Wort Nazi in den Mund zu nehmen, aber die Methoden und Äusserungen sind für jedes x-beliebige Regime austauschbar. Hätten die Soldaten die Kippa nicht aufgehabt, hätten diese Vorkommnisse auch in Südamerika, Afrika oder in Europa zur Zeit des zweiten Weltkrieges geschehen können.
Nun, über das wollte ich gar nicht berichten. Verstört haben mich in dieser Berichterstattung über die Räumung des Gazastreifens die militanten Siedler. Sie beschimpfen die Soldaten aufs Übelste, machen sie emotional fertig. Nota bene die selben Soldaten, die sie nun jahrzehntelang vor den Palästinensern beschützt haben. Dessen nicht genug, sie nennen die Soldaten Nazis. Das zeugt von einem sehr unverkrampften Geschichtsverständnis. Würde ein nicht-israelischer Mensch eine solche Äusserung wagen, wäre er sofort ein Antisemit. Aber semitische Antisemiten gibts wohl nicht. Ich verstehe nicht was diese Leute machen. Und für mich zeigt das einen sehr egoistischen Standpunkt. Da wird der Holocaust herangezogen um zu vertuschen, dass diese Siedlungen sowieso nie rechtens waren. Diese Soldaten als Nazis zu beschimpfen ist ein Hohn und eine Respektlosigkeit gegenüber dem Holocaust.
Da lob ich mir den folgenden ex-Soldaten, der mir zeigt, dass es in Israel auch besonnene Menschen gibt, die nicht per se annehmen, die Israelis seien etwas Besseres als die Palästinenser:
«Das sind keine Patrioten»
Mit der Auflösung der jüdischen Siedlungen im Gazastreifen hat sich eine neue Gruppe von Befehlsverweigerern gebildet. Doch die bisherigen Dienstverweigerer distanzieren sich.
Mit Arik Diamant* sprach Thorsten Schmitz
Warum haben Sie den Armeedienst verweigert?
Als Soldat muss man aus Gewissensgründen den Einsatz in den Palästinensergebieten verweigern, weil man dort jüdische Siedler schützt. Mein Einsatz in den besetzten Gebieten hatte nichts mit der Sicherheit des Staates Israel zu tun, sondern nur der Kolonialisierung der Palästinensergebiete gedient. Zu verweigern, ist ein Ausdruck von Patriotismus, denn in Wahrheit gefährdet die Besatzung Israels Sicherheit.
Sind die Soldaten, die jetzt den Einsatz verweigern, auch Patrioten?
Überhaupt nicht. Das kann man mit unserer Grundhaltung nicht vergleichen. Bei uns hat jeder Zwiesprache mit seinem Gewissen geführt und sich individuell und aus humanitären Gründen gegen einen Dienst in den besetzten Gebieten entschieden. Bei den Rückzugsverweigerern handelt es sich um Soldaten, die blind ihrem Rabbiner folgen, wenn der sagt, der Rückzug sei schlecht. Die sehen in den Siedlern keine undemokratische Bevölkerungsgruppe, die von ihren klimatisierten Wohnzimmern auf Millionen palästinensischer Flüchtlinge blickt.
Was bezweckt Israels Regierungschef Ariel Sharon mit dem Gaza-Rückzug?
Es ist ein genialer Schachzug Sharons, mit dem er sich einen roten Teppich verschafft. Sogar Frankreichs Staatspräsident Jacques Chirac schüttelt Sharon nun die Hand. Am Ende kriegt er noch den Friedensnobelpreis für die Evakuierung der paar Tausend jüdischen Siedler in Gaza.
Wie erklären Sie sich die Begeisterung?
Sharon sagt der Welt, seht her, ich gebe jüdische Siedlungen auf. Dass er gleichzeitig die Siedlungen im Westjordanland ausbaut, wird von der Welt bei ihrer Freude über den Gaza-Abzug übersehen.
Wird mit dem Rückzug der Friedensprozess reaktiviert?
Ich bin mir noch nicht mal sicher, dass der Rückzug aus dem Gazastreifen komplett umgesetzt wird. Es muss nur einer sterben, dann würde der Rückzug erst einmal ausgesetzt. Ich bin überzeugt, dass es nach dem Gaza-Rückzug zu einer dritten Intifada kommen wird. Dann ist das Westjordanland dran. Dort leben nicht 8000 Siedler wie im Gazastreifen, sondern 250 000, und es werden emsig weiter Häuser und Wohnungen gebaut.
* Der Ex-Fallschirmjäger Arik Diamant ist Geschäftsführer des Vereins «Mut zur Verweigerung». Die Vereinigung wurde vor drei Jahren von 50 zum Teil hochrangigen Soldaten gegründet, die den Einsatz im Westjordanland und im Gazastreifen in einem weltweit beachteten öffentlichen Brief als «unmenschlich» kritisiert hatten.
r&b-creator
idiot[ikon]
Gewusst, was ein Idiotikon ist? Die Seite ‚wissen.de‘ meint dazu:
I|di|o|ti|kon [n. –s–ka oder –ken] Mundartwörterbuch [<griech. idiotikos ”einen einzelnen betreffend“, zu idios ”eigen, für sich“]
Ok, schon wieder etwas gelernt. Wieso aber ist das ein Thema? Viele wissen es nicht, aber es gibt in der Scheiz ein Idiotikon. Und es heisst auch noch gleich so. Den wenigsten Menschen in der Schweiz ist bewusst, dass unsere Sprache Regeln gehorcht und auch eine Geschichte hat. Niemand stellt sich hier ernsthaft die Frage, wieso heisst dieses Wort eigentlich so. Sehr wahrscheinlich hat das auch damit zu tun, dass wir diese Sprache im offiziellen Kontext niemals schriftlich benutzen dürfen. Obwohl sich gerade bei jungen Menschen die Mundart auch im schriftlichen Verkehr wieder vermehrt durchsetzt (wahrscheinlich weil sie sich an keine Regeln halten müssen), beschäftigen sich die wenigsten Menschen mit dem Ursprung unserer Sprache. Zu gross sind die Komplexe und Befürchtungen, von Deutschen ausgelacht zu werden ob dieser kümmerlichen und schwierig auszusprechenden Sprache.
Doch wir brauchen uns mit unserer Sprache nicht zu verstecken. Der Duden hat ca. 120’000 Einträge. Das Idiotikon bis dato 130’000. Auf 15’000 Seiten sind alltägliche und leider auch bereits verloren gegangene Dialektwörter säuberlich hergeleitet. Die Arbeit am Idiotikon dauert nun schon seit 140 Jahren und wird voraussichtlich in 20 Jahren vorläufig beendet sein. Dann beginnt jedoch das Editieren, denn unsere Sprache entwickelt sich stetig weiter. ‚Tschigg‘ (Chicken) und ‚Tschiins‘ (Jeans) haben den Weg in unsere Sprache gefunden. Leider ist das Idiotikon noch nicht auf CD erschienen. Für das Büchergestell sind 15’000 Seiten dann doch ein paar Meter zuviel…
hier nun ein paar Bsp. und wie sie korrekt geschrieben werden:
de bangkch = Sitzbank
de bäze = Besen
bröntsche = brunchen
d’chrëëze = Rückentragkorb
deglyche tue = so tun als ob
de eerscht = erster
fiuw = viel (Berner Dialekt)
gchugle = die Kugel (ja der Artikel ist schon drin)
off the record: hepfrässe = halt die Fresse
weitere Beispiele auf Idiot
Wänner wänd wüsse, wohär öie Dialäkt chunnt, dänn probiered doch emal s‘Chochichäschtli-Orakel us! Ist übrigens sicherlich auch für nicht-dialekt-sprechende Menschen lustig!
Und der Form halber noch die Definition eines Idioten, weils grad so schön zum Thema passt:
I|di|ot [m. 10] 1 [Med.; veraltet] geistig erheblich beeinträchtigter Mensch 2 [ugs., abwertend] Dummkopf, Trottel [<griech idiotes urspr. ”gewöhnlicher Mensch, Nichtkenner, Nichtfachmann“, später auch ”Nichtswisser“, zu idios ”eigen, dem Einzelnen gehörig, privat“; der Mann im öffentlichen, staatlichen Dienst galt als klüger und gebildeter als der Privatmann]
umfrage: design
bruce springsteen – sinaloa cowboys
In der Reihe ‚Musik –> anhören‘ kommt bereits in der zweiten Folge einer meiner Favoriten dran, Bruce Springsteen. Es ist nicht ganz einfach ein Lied aus dem ziemlich umfangreichen Werk Springsteens auszuwählen. Ich habe mich für ‚Sinaloa Cowboys‘ aus dem Album ‚The ghost of Tom Joad‘ entschieden.
‚The ghost of Tom Joad‘ ist nach ‚Nebraska‘ das zweite akustische Album Springsteens. Verbunden werden diese beiden Alben durch alltägliche Themen, abseits vom Mainstream, der Liebe und der heilen Welt. Während in ‚Nebraska‘ typische amerikanische Menschen entlang der Highways porträtiert wurden, liegt das Schwergewicht bei ‚Tom Joad‘ (übrigens eine Anspielung auf den Protagonisten des Romans ‚The grapes of wrath‘ von John Steinbeck) auf den Randständigen, den Immigranten und der Working-Class. Geschichten, wie sie seit langer Zeit immer wieder passieren, ohne an Aktualität zu verlieren. Das ‚Land of hope and dreams‘ wie Springsteen es in einem späteren Lied besingt, wird im Song ‚Sinaloa Cowboys‘ für den einen Protagonisten zur tödlichen Falle.
bruce springsteen – sinaloa cowboys
Miguel came from a small town in northern Mexico.
He came north with his brother Louis to California three years ago
They crossed at the river levee, when Louis was just sixteen
And found work together in the fields of the San Joaquin
They left their homes and family
Their father said, "My sons one thing you will learn,
for everything the north gives, it exacts a price in return."
They worked side by side in the orchards
From morning till the day was through
Doing the work the hueros wouldn’t do.
Word was out some men in from Sinaloa were looking for some hands
Well, deep in Fresno county there was a deserted chicken ranch
And there in a small tin shack on the edge of a ravine
Miguel and Louis stood cooking methamphetamine
You could spend a year in the orchards
Or make half as much in one ten hour shift
Working for the men from Sinaloa
But if you slipped the hydriodic acid
Could burn right through your skin
They’d leave you spittin‘ up blood in the desert
If you breathed those fumes in
It was early one winter evening as Miguel stood watch outside
When the shack exploded, lighting up the valley night
Miguel carried Louis‘ body over his shoulder down a swale
To the creekside and there in the tall grass, Louis Rosales died
Miguel lifted Louis‘ body into his truck and then he drove
To where the morning sunlight fell on a eucalyptus grove
There in the dirt he dug up ten-thousand dollars. all that they’d saved
Kissed his brothers lips and placed him in his grave