…mal etwas Pösie 😉
Und zwar das Gedicht aus meiner mündlichen Matur, das mich immer wieder von neuem fasziniert. Aus dem Heinrich von Ofterdingen von Novalis.
Astralis
Es bricht die neue Welt herein
    
Und verdunkelt den hellsten Sonnenschein
    
Man sieht nun aus bemoosten Trümmern
    
Eine wunderseltsame Zukunft schimmern
    
Und was vordem alltäglich war
    
Scheint jetzo fremd und wunderbar.
    
Eins in allem und alles im Einen
    
Gottes Bild auf Kräutern und Steinen
    
Gottes Geist in Menschen und Thieren,
    
Dies muß man sich zu Gemüthe führen.
    
Keine Ordnung mehr nach Raum und Zeit
    
Hier Zukunft in der Vergangenheit
    
Der Liebe Reich ist aufgethan
    
Die Fabel fängt zu spinnen an.
    
Das Urspiel jeder Natur beginnt
    
Auf kräftige Worte jedes sinnt
    
Und so das große Weltgemüth
    
Überall sich regt und unendlich blüht.
    
Alles muß in einander greifen
    
Eins durch das Andre gedeihn und reifen;
    
Jedes in Allen dar sich stellt
    
Indem es sich mit ihnen vermischet
    
Und gierig in ihre Tiefen fällt
    
Sein eigenthümliches Wesen erfrischet
    
Und tausend neue Gedanken erhält.
    
Die Welt wird Traum, der Traum wird Welt
    
Und was man geglaubt, es sey geschehn
    
Kann man von weiten erst kommen sehn.
    
Frey soll die Fantasie erst schalten,
    
Nach ihrem Gefallen die Fäden verweben
    
Hier manches verschleyern, dort manches entfalten,
    
Und endlich in magischen Dunst verschweben.     
    
Wehmuth und Wollust, Tod und Leben
    
Sind hier in innigster Sympathie –
    
Wer sich der höchsten Lieb‘ ergeben,
    
Genest von ihren Wunden nie.
    
Schmerzhaft muß jenes Band zerreißen,
    
Was sich ums innre Auge zieht,
    
Einmal das treuste Herz verwaisen,
    
Eh es der trüben Welt entflieht.
    
Der Leib wird aufgelöst in Thränen,
    
Zum weiten Grabe wird die Welt,
    
In das, verzehrt von bangen Sehnen,
    
Das Herz, als Asche, niederfällt.