Diese vielleicht etwas komische Frage habe ich mir heute Morgen beim lesen von 20min gestellt. Denn die Schlagzeile Schweizer "Big Ben" gewinnt den Superbowl, hat mich etwas stutzen lassen. Sind da nicht die Anführungs- und Schlusszeichen falsch gesetzt?
Natürlich heisst der nicht Big Ben, sondern nur Ben. Aber Schweizer? Laut Tages-Anzeiger war sein Ur-Ur-Ur-Grossvater aus dem Emmental nach Amerika ausgewandert. Die Familie Roethlisberger wohnt also schon seit 5 Generationen in Amerika und spricht wahrscheinlich seit 4 Generationen kein Schweizerdeutsch mehr, aber hey, er hat gewonnen, er ist ein Schweizer. Schon komisch, wie manchmal ganz andere Massstäbe gelten. Wir Schweizer sind im Sport ja sehr grosszügig. Da werden noch schnell einmal Leute zu Schweizern, die schon seit Jahrzehnten keine mehr sind, oder aber noch nie waren. Bei Migranten, die keine sportlichen Leistungsausweis vorzuweisen haben, sind wir dann meistens nicht sehr grosszügig. Wer zieht diese Grenze eigentlich und vor allem wo zieht er sie? Oder anders gefragt, wenn ein Kosovo-Albaner Alphorn spielen könnte, oder aber, ich weiss nicht, beim Unspunnenfest, den Stein so weit werfen würde, wie kein anderer, würde er dann schneller eingebürgert? Aber eben, dann wäre er bereits wieder sportlich. Wäre Sozialkompetenz hilfreich? Es muss doch irgend eine Eigenschaft geben (neben dem Sport) die jemanden für unser Land interessant machen könnte?! Scheinbar nicht. Man hat also als Migrant einzig die Möglichkeit im Sport zu brillieren, ansonsten gehört man einfach zum grossen Haufen derer, die ins "volle" Boot hinein wollen, und das dürfen wir natürlich unter keinen Umständen zulassen…
… wenn wir schon beim Thema sind, die Schweizer Demokraten segeln meiner Ansicht nach knapp am Rassismus vorbei. In der Stadt Zürich verteilen sie Broschüren mit Aussagen wie: "Europäer gehören nach Europa und Afrikaner nach Afrika. Es würde auch niemandem einfallen, Eisbären in die Sahara zu verfrachten und dann zu diskutieren, wie man die Wüste eisbärengerecht machen könnte." Ich meine: "Tolerante gehören in die Schweiz und Demagogen sollen sich wieder in ihre braunen Löcher verziehen. Es käme niemandem in den Sinn, braun denkenden Menschen in der Schweiz eine Diskussionsplattform zu bieten und sich dann zu überlegen, wie man die Toleranz zu Gunsten von Nationalismus und Rassismus abbauen könnte."
also der echte bündner, der ja selbst den gleichen sport wie ben spielt, ist ja schon froh, dass durch ben football ein bisschen bekannter wird bei uns. oder so. auf jeden fall hat er im fall den ganzen match live gesehen 🙂 und schon das halbfinal, als meines wissens die pittsburgh devils oder wie die heissen die denver broncos rausschmissen. oder auch nicht – ich habs vergessen. 🙂 auf jeden fall hab ich in der gastfamilie auf hawaii auch gesagt, dass röflisbörger quasi ein schweizer ist, und da ist der junior voll aus den socken gefallen. es ist auch geil, wenn man als schweizerin einfach worte wie „intercepted“ oder „first end“ einfach so mir nix, dir nix fallen lassen kann 🙂
Kommentar by rage — 12. Februar, 2006 @ 7:39 pm
das ist sicher richtig, aber dafür braucht man keinen roethlisberger. wer wissen will, was ein 1st and 10 ist oder was intercepted bedeutet, der kann das auch so rausfinden. ich hab ihn auch geguckt, obwohl ich sagen muss, dass wie praktisch jedes jahr, das endspiel im vergleich zu den semi-finals stinklangweilig war. darum bin ich froh, dass ich ihn am nächsten tag ab dem hd-recorder und nicht live gesehen hab…
Kommentar by PAX — 12. Februar, 2006 @ 7:42 pm